Wunder

Hallo und herzlich willkommen zur Kurzandacht aus der Schönen Aussicht!
Ich bin Benjamin Braun und ich möchte heute mit dir über das Thema „Wunder“ nachdenken. Als Bibeltext habe ich die Geburtsgeschichte des Moses rausgesucht. Sie spielt in einer ganz schwierigen Zeit: Der Pharao will die Israeliten unterdrücken und hat dafür einen ganz brutalen und grausamen Plan. Er möchte alle männlichen Babys töten. In dieser Zeit wird Moses geboren. Wie er geboren wird und wie er überlebt hat, das lesen wir in 2. Mose 1,22-2,10: „Da gebot der Pharao seinem ganzen Volk und sprach: Alle Söhne, die geboren werden, werft in den Nil, aber alle Töchter lasst leben. Und es ging hin ein Mann vom Haus Levi und nahm eine Tochter Levis zur Frau. Und sie ward schwanger und gebar einen Sohn. Und als sie sah, dass es ein feines Kind war, verbarg sie ihn drei Monate. Als sie ihn aber nicht länger verbergen konnte, nahm sie ein Kästlein von Rohr für ihn und verklebte es mit Erdharz und Pech und legte das Kind hinein und setzte das Kästlein in das Schilf am Ufer des Nils. Aber seine Schwester stand von ferne, um zu erfahren, wie es ihm ergehen würde. Und die Tochter des Pharao ging hinab und wollte baden im Nil, und ihre Dienerinnen gingen am Ufer hin und her. Und als sie das Kästlein im Schilf sah, sandte sie ihre Magd hin und ließ es holen. Und als sie es auftat, sah sie das Kind, und siehe, das Knäblein weinte. Da jammerte es sie, und sie sprach: Es ist eins von den hebräischen Kindlein. Da sprach seine Schwester zu der Tochter des Pharao: Soll ich hingehen und eine der hebräischen Frauen rufen, die da stillt, dass sie dir das Kindlein stille? Die Tochter des Pharao sprach zu ihr: Geh hin. Das Mädchen ging hin und rief die Mutter des Kindes. Da sprach die Tochter des Pharao zu ihr: Nimm das Kindlein mit und stille es mir; ich will es dir lohnen. Die Frau nahm das Kind und stillte es. Und als das Kind groß war, brachte sie es der Tochter des Pharao, und es ward ihr Sohn, und sie nannte ihn Mose; denn sie sprach: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.“ Das ist die Rettungsgeschichte des Retters des Volkes Israel. Mose führt ja später die Israeliten raus aus Ägypten und es gibt riesige Wunder. Er teilt das Schilfmeer, es gibt Manna in der Wüste, eine Gotteserscheinung am Berg Sinai, aber alldem geht diese Wundergeschichte voraus. Es ist eine besondere Wundergeschichte, denn irgendwie kommt Gott in der Geschichte nicht vor oder er wird auf jeden Fall nicht genannt. Es passiert auch gar nichts Übernatürliches. Das Wunder machen diese drei Frauen möglich: die Mutter des Mose, seine Schwester und die Tochter des Pharao. In der damaligen Gesellschaft waren das die eher unwichtigen und schwächeren der Gesellschaft. An diesem Text merkt man das schon daran, dass ihre Namen nicht erwähnt werden, es ist nur die Mutter des, die Schwester des, die Tochter des. Sie werden nur über die Männer identifiziert. Aber sie sind die eigentlich Aktiven. Die Mutter sieht ihr Kind, sie sieht, dass es gut aussieht, und sie kann es nicht zulassen, dass dieses Kind stirbt. Also wird sie total kreativ. Sie bastelt ein Kästlein und setzt es in den Nil. Interessant ist, dass das Wort für Kästlein im Hebräischen dasselbe Wort für Arche (in 1. Mose) ist. Sie bastelt also eine kleine Arche und die Ironie ist jetzt, dass da im Nil, wo der kleine Mose eigentlich sterben sollte, da überlebt er durch die Kreativität seiner Mutter. Die Schwester ist nicht weniger kreativ, sie passt auf und als die Tochter des Pharao das Kind findet, ist sie sofort zur Stelle und schlägt ihr vor, ihr eine Stillamme zu suchen. Das war damals gängige Praxis unter den reichen Frauen. Sie haben ihre Babys von Ammen stillen lassen. Und irgendwie schiebt die Schwester der Tochter des Pharaos unter, dass sie das Kind ja sowieso adoptieren möchte. Die Schwester ist hier sehr geschickt. Die Tochter des Pharao hat aber auch echtes Mitleid, eine echte Liebe zum Kind und erkennt sofort, dass es ein Kind der Hebräer ist. Aber trotzdem rettet sie es und jetzt wächst der Befreier Israels unter der Nase des Pharao heran. Diese drei Frauen haben es möglich gemacht. Später gibt es auch große, spektakuläre Wunder. Manchmal handelt Gott ganz groß und spektakulär. Manchmal handelt er ganz klein im Zwischenmenschlichen, durch die Hände solcher Mütter, Schwestern und Töchter. „Die Töchter lasst leben!“ hat der Pharao am Anfang gesagt und das war
sein Fehler. Er hat die Töchter unterschätzt. Die haben den kleinen Mose gerettet. Ich glaube, dass das eine gute Geschichte für uns und unsere Zeit ist. Lasst uns für große Wunder beten, lasst uns beten, dass Gott die Ausbreitung dieses Virus stoppt und es wirklich aufhört. Lasst uns für wissenschaftliche Wunder beten, für Erleuchtungen, für Wissenschaftler, für Forscher, für Kraft und Weisheit für die Politiker und Ärzte. Aber lasst uns auch die kleinen Wunder sehen, die wir möglich machen können. Nimm deine Begrenzungen an und sei kreativ. Menschen brauchen dich jetzt gerade. Menschen brauchen deine Unterstützung. Lasst uns als Gemeinde ein Zeichen setzen, dass wir Detmold nicht alleine lassen, dass wir uns um unsere Leute kümmern, dass wir ihnen Hoffnung geben. Gott segne dich dabei! Amen.