Warum

Hallo und herzlich willkommen zur Kurzandacht in der Schönen Aussicht,
mein Name ist Benjamin Braun und ich möchte mit euch heute über das Thema „Warum“ reden. Ich habe als Text die Verse aus 1. Mose 4, 3-5 ausgesucht. In diesen Versen geht es um die ersten Kinder, die geboren werden, Kain und Abel. Kain, der Ackermann, und Abel, der Hirte, wollen beide Gottesdienst feiern und bringen Gott mit dem Besten, dass sie erarbeitet haben, ein Opfer. Anschließend geschieht Folgendes: „Es begab sich aber nach etlicher Zeit, dass Kain dem HERRN Opfer brachte von den Früchten des Feldes. Und auch Abel brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der Herr sah gnädig an Abel und sein Opfer, aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an.“ (1. Mose 4, 3-5) Hier stellt sich für uns sofort die wichtige Frage: Warum wird der eine gnädig angesehen und der andere nicht? Warum beachtet Gott den einen und den andere nicht? Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Theorien in Bezug auf die Antwort entwickelt, aber Fakt ist, dass der Text uns keinen Hinweis auf die Antwort liefert. Vielleicht kennst du eine ähnliche Situation aus deinem Leben. Du und eine bekannte Person machen die gleiche Sache, aber bei deinem Bekannten gelingt es und bei dir nicht und du fragst dich: Warum ist das so? Du gibst dir genauso viel Mühe, du betest vielleicht sogar dafür, aber es klappt einfach nicht und dir bleibt nur dieses große Fragezeichen, dieses „Warum“.
Die Bibel ist voller Menschen, die dieses „Warum“ im Leben haben, z.B. Lea, die einfach nicht so hübsch ist, wie ihre Schwester und deswegen nicht geliebt wird und keiner weiß, warum. Da gibt es Abram und Sarah, die gehorsam sind und auf Gottes Befehl hören, ihr Land verlassen und alles so machen, wie Gott es will und trotzdem haben sie keine Kinder und man weiß nicht, warum. Oder da ist die Sklavin Hagar, die Abram sozusagen als Leihmutter ausnutzt, sie danach in die Wüste schickt und auch hier fragt man sich wieder: Warum passiert so etwas? Und dann ist da noch das Kreuz, das Zentrum unseres Glaubens, ein riesiges Fragezeichen, ein riesiges „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt. 27,46). Und auch hier gibt es keine Antwort. An dem Tag bleibt der Himmel verschlossen und Jesus stirbt. Am nächsten Tag gibt es auch keine Antwort und der Himmel ist genauso dunkel wie am Tag zuvor. Aber am dritten Tag kommt die Auferstehung und im Licht der Auferstehung wird diese Frage „Warum?“ auf einmal auf eine ganz neue Art und Weise beantwortet. Die Auferstehung ist die Hoffnung, die Lösung, sie ist das, auf das die Welt hin fiebert und nach dem die Welt sich sehnt. Sie ist etwas ganz Neues – eine neue Antwort Gottes. Und solange es auf dieser Seite der Auferstehung noch nicht so weit ist, darfst du ruhig klagen und fragen und die „Warum“-Fragen in deinem Leben zu Gott bringen. Auf machen wirst du vielleicht eine Antwort bekommen, andere werden dich bis zu deinem letzten Tag begleiten, aber unsere Hoffnung und unser Ziel ist die Auferstehung. Das ist keine Realitätsflucht und wir vertrösten uns auch nicht, wir gehen auch nicht in einen „Winterschlaf“ und denken, dass irgendwann mal alles besser wird. Nein, dies ist ein ganz reelles Wahrnehmen des Leidens, der Gebrochenheit dieser Welt und wir geben dem Schmerz Gottes einen Ausdruck in unserer Klage, in unserer Frage und in unserem „Warum?“. Wir leiden mit den Leidenden. Wir lassen uns nicht vom Bösen überwinden, so wie es bei Kain passiert ist, wir überwinden das Böse mit Gutem. Wir warten auf Gottes neue Welt. Wir fangen heute schon an, sie zu verwirklichen inmitten all unserer „Warums“. Gott segne dich dabei! Amen!