Sterblichkeit

Hallo und herzlich willkommen zur Kurzandacht der Schönen Aussicht. Mein Name ist Benjamin Braun und ich möchte mit dir über das Thema „Sterblichkeit“ nachdenken. Epidemien und Pandemien, wie die derzeitige, hat es schon immer in der Geschichte der Menschheit gegeben. Wir sind jetzt besonders geschockt und ich glaube, dass der Grund auch darin liegt, dass wir mit unserem medizinischen und technischen Fortschritt eigentlich gar nicht mehr geglaubt haben, dass es so etwas bei uns noch gibt oder dass so etwas vorkommen kann. Und da kommt plötzlich so ein kleiner Virus und haut die ganze Menschheit aus dem Ruder. Er erinnert uns ganz schmerzhaft an unsere Sterblichkeit, die wir ja auch noch nicht überwunden haben, auch wenn wir Menschen im Westen sie versuchen zur Seite, in die Krankenhäuser und an den Rand der Gesellschaft zu drängen. Aber jetzt müssen wir notgedrungen darüber nachdenken. Dazu möchte ich etwas von einer Pandemie erzählen, die im dritten Jahrhundert n.Chr. auftrat. Das war die sogenannte Cyprianische Pest. Sie trat in zwei Jahrzehnten von 250 bis 271 n.Chr. im Römischen Reich auf und wurde von dem Kirchenschriftsteller, Cyprian von Karthago, beschrieben. Daher kommt auch ihr Name. Sie brach wahrscheinlich in Äthiopien aus und ging von dort aus ins ganze Reich und in Hochzeiten starben in Rom täglich bis zu 5000 Menschen. Sogar zwei der römischen Kaiser sind an ihr gestorben. Man nimmt an, dass es wahrscheinlich die Pocken oder eine Art der Pocken waren. Cyprian schrieb über diese Pest nicht aus medizinischen Gründen, sondern um seine Schäfchen zu ermutigen. Er war der Bischof von Karthago. Er ermutigte sie, in dieser schweren Zeit standhaft zu sein, Wurzeln im Glauben zu schlagen, den Charakter zu stärken und so dagegen anzukommen. Ich habe euch heute zwei Zitate von ihm aus seinem Buch über die Sterblichkeit mitgebracht. Den ganzen, originalen Text könnt ihr im angehängten Link finden.
„Den Steuermann erkennt man im Sturme. In der Schlacht bewährt sich der Krieger. Leicht lässt sich’s prahlen, wenn keine Gefahr droht. Erst der Kampf in Widerwärtigkeiten ist die Erprobung der echten Tüchtigkeit. Der Baum, der tief im Boden wurzelt, wird von dem ihm umtosenden Winden nicht erschüttert und das Schiff, das im starken Gefüge gefestigt ist, wird zwar auch von den Wogen hin und her gerüttelt, aber nicht durchbohrt. Und wenn auf der Tenne das Getreide gedroschen wird, so spotten die kräftigen, schweren Körner des Windes, nur die leere Spreu wird vom reißenden Luftzug entrafft“
Ich finde, dass dies drei schöne Bilder für die Leute sind, die in ihrem Glauben einen festen Grund haben: der Baum, der im Boden wurzelt, das Schiff, das fest verankert ist, und die dicken, schweren Getreidekörner, die keine Angst vor dem Dreschen haben, weil der Wind ihnen nichts anhaben kann. Die Spreu wird weggepustet. Er schreibt weiter:
„Wie bedeutungsvoll, geliebteste Brüder, wie wichtig und wie notwendig ist so dann die Wirkung, dass diese Pest und Seuche, die so schrecklich und verderblich erscheint, die Gerechtigkeit jedes einzelnen erforscht und die Herzen des Menschengeschlechtes daraufhin prüft, ob die Gesunden den Kranken dienen, ob die Verwandten ihre Angehörigen inniglich lieben, ob die Herren sich ihrer leidenden Diener erbarmen, ob die Ärzte die um Hilfe flehenden Kranken nicht im Stich lassen, ob die Habgierigen die stets unersättliche Glut ihrer Habsucht wenigstens in der Furcht vor dem Tode löschen, ob die Reichen wenigstens jetzt bei dem Tode ihrer Liebsten etwas hergeben und spenden. Selbst wenn diese Sterblichkeit nichts weiter genützt hätte, so hat sie uns Christen und Diener Gottes schon damit einen großen Dienst erwiesen, dass wir jetzt begonnen haben mit Freuden nach dem Märtyrertum zu verlangen, indem wir lernen, uns vor dem Tode nicht zu fürchten. Nur Übungen sind das für uns, nicht Heimsuchungen. Sie verleihen dem Herzen den Ruhm der Tapferkeit und durch die Verachtung des Todes bereiten sie zur Märtyrerkrone vor.“
Die letzten zwei Sätze über die Märtyrerkrone und die Freuden des Märtyrertums klingen für uns, moderne Christen, irgendwie seltsam. Es ist nicht unsere Lebenswirklichkeit. Aber bei Cyprian war das tatsächlich die Lebenswirklichkeit. Es gab mehrere Verfolgungswellen in seiner Lebenszeit und in der letzten, im Jahr 258, wurde er hingerichtet. Er starb nicht an der Cyprianischen Pest, sondern er wurde für seinen Glauben hingerichtet. Er wurde vor den Prokonsul geführt und nach seinem Glauben und nach seiner Einstellung befragt und er hat bekannt: „Ich bin Christ!“ Für dieses Bekenntnis wurde er in seiner Stadt, in Karthago, hingerichtet. Aber seine Worte und seine Ermutigungen leben weiter und können dir auch heute, im Jahr 2020, eine Ermutigung sein, selber an deinem Glauben und an deinem Charakter zu arbeiten, dich zu festigen, wie dieser Baum, der ganz tief verwurzelt ist.
„Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns umstrickt. Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.“ Hebräer 12,1-2a
Gott segne dich dabei! Amen!